Bremen ist eine tolle Stadt, die immer einen Besuch wert ist und sogar noch toller, wenn man sogar dort leben kann. Aber neben den üblichen Orten in der Innenstadt und an der Weser, wo das Leben pulsiert, gibt es auch eine andere Seite der Hansestadt zu erkunden. Die der verlassenen Orte. Labyrinthisch anmutende Gelände, manchmal nur schwer auffindbar, Zugangsrechte unklar und viele andere Herausforderungen machen die Suche nach verlassenen Gebäuden zur Schnitzeljagd, als handele es sich um Escape Games. Auch hier spielt ihr gegen die Zeit, denn die verlassenen Orte Bremens sind oft dem Verfall preisgegeben oder es gibt Initiativen, die die Gebäude umnutzen oder gar abreißen wollen. Schaut euch also um, bevor es zu spät ist. 

 

1. Kaffee HAG

1906 wurde diese einst bekannte Marke gegründet und hatte ihren Sitz und Fabrikanlagen im Holzhafen. Der Gründer Ludwig Roselius war der erste, dem es gelungen war, entkoffeinierten Kaffee herzustellen, womit er auf dem Markt eine Nische fand, die ihn expandieren ließ. Von 1906 bis 1915 wurden hier in verschiedenen Phasen mehrere riesige Ziegelgebäude errichtet, die weniger den Eindruck eines Industriegebäudes als eher eines Schlosses vermitteln. 1979 wurde die ganze Firma veräußert und die Gebäude sind seitdem größtenteils ungenutzt. Manche haben immer noch einen Mieter, wie zum Beispiel eine kleine Kaffeerösterei, aber ein großer Teil des komplexes fristet einfach ein Schattendasein, das man über Hecken und Zäune hinweg gut beobachten kann. 

Verlassene Orte sind etwas gruselig und doch irgendwie charmant. 

2. Klinik Sebaldsbrück

Damit ihr seht, wie schnell der Zauber der verlassenen Orte vorbei sein kann: die Klinik in Sebaldsbrück war ausschließlich auf Psychiatrie spezialisiert, bevor sie 2003 verlassen wurde. Nachdem der Betrieb eingestellt war, war es dennoch nicht vorbei mit dem Gebäude und den Einrichtungsgegenständen. Diese blieben 9 weitere Jahre bestehen, bis die Klinik 2012 endlich abgerissen wurde. In dieser Zeit rankten sich allerlei Mythen um die Klinik, dass es dort spuken soll. Auch der Verfall des Gebäudes wurde sehr gut dokumentiert. Für Fans der verlassenen Orte ist der Spuk nun leider vorbei, denn heute stehen hier Reihenhäuser. 

3. Kellogg’s Fabrik

Kellogg’s hat in der Bremer Überseestadt bis 2017 Cornflakes und andere Leckereien produziert, doch seitdem steht das Areal leer. Auch hier bleiben euch nur noch Monate für einen Besuch, denn es gibt seit letztem Jahr einen neuen Besitzer, der Teile der Gebäude abreißen will und das Silogebäude in ein Hotel umfunktionieren will. Die ersten Bagger sind schon angerollt, doch es gibt noch die Chance, den Charme des verlassenen Ortes zu genießen. Die Hauptarbeiten fangen erst nächstes Jahr an. 

4. Wal-Mart, Osterholz-Scharmbeck

Der ehemalige Wal-Mart wurde 2007 geschlossen, als die Metro alle deutschen Familien des amerikanischen Konzerns übernahm. Seither wurde es noch ein paar Mal als Lagerhalle für ein Logistikunternehmen genutzt, da dies aber nicht dem Bebauungsplan entspricht, der hier nur Einzelhandel erlaubt, ist das Gebäude nun seit mehreren Jahren leer. Das Gebäude vegetiert ohne Renovierungen, Nutzung und Heizung vor sich hin und verfällt ganz langsam. Von außen mutet es eher wie eine bedrohliche Höhle an, wer weiß, was sich in diesem verlassenen Ort versteckt. 

5. Scala-Kino, Vegesack

Mitten in Vegesack gibt es einen unscheinbaren Eingang ohne Schilder, den man leicht verpassen kann. Zwischen einer Kneipe und einem Schlüsseldienst steckt hier ein verlassener Ort: das Kino Scala, das bereits vor 30 Jahren schloss und bis heute ungenutzt mitsamt der alten Einrichtung, Geschirr etc. noch erhalten ist. Abgesehen von Staub und Spinnweben, hätte es auch erst gestern geschlossen worden sein können. Die Filmplakate zeigen die letzten Blockbuster, die hier gezeigt worden sind, darunter „Go Trabi Go“ (wer fühlt sich an dieser Stelle auch alt?). 

Wenn der letzte Vorhang fällt, wird das Kino zum verlassenen Ort. 

Es gibt noch viel mehr verlassene Orte zu entdecken, in Bremen, in der Umgebung, vielleicht auch in eurer Heimat. Haltet wie bei Exit the Room Bremen die Augen offen, denn Hinweise auf diese Gebäude sind so subtil, wie die Hinweise in Escape Games.